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Julie Arkell home-grown

Berührend, entzückend, melancholisch, frech, schüchtern, erstaunlich und direkt sind die Wesen von Julie Arkell: Skurrile Material- und Assoziations-Collagen aus allerlei Kurzwaren, leicht ramponierten Fundstücken und einem hintergründigen Strick- und Stick-Schick.
Portrait_p1030063 In ihren Objekten verwendet Julie Arkell neben Knöpfen, Litzen, Garnen und Stoffresten vor allem die Zutaten Gefühl und Nostalgie. Allerdings verbergen sich in ihren Rezepturen auch einige schärfere Empfindungen die uns die bedrückende Erkenntnis von Vergänglichkeit näher bringen. Exponate die wir heute als charmant, schräg und pittoresk wahrnehmen stellen zur Schau, was vor wenigen Jahrzehnten noch in jedem Haushalt zu finden war. Als Kind die Knopfschachtel der Großmutter oder Mutter "aufzuräumen" gehörte zu den einschlägigen Vergnügungen ganzer Generationen. Heute kauft man sich beim Verlust eines Knopfes eher einen neue Jacke als sich dem Sisyphos hinzugeben einen passenden neuen Knopf dafür zu finden.
Die individuellen Charaktere der Julie Arkell, Pappmachée und Sammelsurium-Kreaturen in Strick-Ohr-Mützen und geflickten Blümchenkleidern, sind über alle Maßen exzentrisch und haben einen kindlich ungelenkes Naturell. Vordergründige Harmlosigkeit verbirgt eine ganz gewisse Art von Verletzlichkeit und Raffinesse die erst in dem Moment zu Tage tritt wenn Selbstbewusstsein sich entwickelt. Wir alle kennen dieses Gefühl, das sich so schwer beschreiben lässt, das uns aber geradezu anspringt wenn wir in Julie Arkells Figuren auf emotionale wie geistige Verwandte treffen - diese arglosen kleinen Loser und Extremisten. Sehr englisch aber auch sehr allgemein: "it's only make believe" ... "so tun als ob" ... "faire semblant de faire" ... so geht es uns allen!
Das Assoziative ist Julie Arkells besondere Stärke - sie braucht nur wenig Worte und ein paar Reste aus frühren Leben und anderen Zusammenhängen. Das reicht um uns den Spiegel vor zu halten, die Seele zu berühren und uns in den Kurzwarenladen unserer Emotionen zu katapultieren. Und all' das ist mit so viel hingebungsoller Sorgfalt und Überlegung gemacht.

Julie Arkell studierte Mode an der St. Martin's School of Art in London und entschied sich aber sehr bald danach für ein völlig autonomes Leben als Künstlerin. Julie Arkell ist in England, das in besonderer Weise bis heute eine ungebrochenen "Handarbeitserfurcht" kennt und hinlänglich für seinen besonderen Humor bekannt ist, extrem populär.